Alljährlich am 30 April:
Der Tag der Königin.
Flohmarkt meets Loveparade meets Fete de la musique.
Der Koninginnedag ist ein Feiertag und ein landesweites Volksfest. Außerdem ist an diesem Tag Freihandel gestattet. Das heißt nichts anderes, das jeder (beinahe) wo es ihm beliebt einen Stand aufbauen kann um etwas zu verkaufen - steuerfrei. Und so kommt es dann, das man den ganzen Tag lang den zweite Handsüberschuss unserer Wohlstandsgesellschaft für ein paar Euro kaufen kann.
Andere kochen und backen und verkaufen die Erzeugnisse. Viele Kinder sammeln ihre ersten Erfahrungen als Straßenmusikanten. Und es gibt harmloses Glücksspiel. Für eine Einlage von 3€ darf man dann versuchen zehn Kekse in einer Minute zu essen. Wenn es gelingt gewinnt man 50€. Schätzungen zu folge wechseln an diesem Tag so etwa 50-60 Millionen Euro steuerfrei den Besitzer.
Aber was wäre ein Volksfest ohne Musik. In der ganzen Stadt sind Bühnen aufgebaut. Die großen Podien im Stadtzentrum spielen vorallem Techno oder Mitgröhl- Lieder. Die meisten der Musikboote die auf den Grachten fahren spielen Techno. Und zwischen ihnen schlängeln sich die kleineren Boote ohne eigenes Soundsystem. Es erinnert dann manchmal an die Loveparade. Nur halt auf dem Wasser und kleiner.
Wenn man etwas sucht findet man in den Seitenstraßen kleine Bands die vor Cafes und Bars stehen. Und da ist wirklich alles zu finden von Rock über Jazz bis hin zu Afrikanischen Tänzen und Rhytmen. Bei den ganz großen Events des Tages (meisten von irgendwelchen Radiostationen) treten dann niederländische Popstars auf und geben bekannte Bands Konzerte.
Auch ein wichtiger Aspekt dieses Tages der Teil der Volksfeststimmung aus macht ist der hohe Alkoholkonsum. Als ich mich um halb zwölf Mittags aufmache und an den Ständen meiner Nachbarschaft vorbei schlendere kucken mich einige der Verkäufer schon mit dem bekanntem Alkoholschielen an. Leider wirkt sich das eher negativ auf die Preise aus, die sie verlangen. Ist aber egal. Wirklich brauchen tu ich nichts. Ich schau halt nur mal. Insgeheim suche ich nach einem Objektiv für meine Exa 1C. Aber das einzige Objektiv, dass eventuell gepasst hätte hatte die selben technischen Daten wie das, welches ich bereits habe. Es ist amüsant zu sehen wie manche der Verkäufer zu Werke gehen.
Ich sehe sie haben ein Kind bei sich. Ich hab hier Seifenblasen, die nicht auslaufen können."
Später am Tag bekomme ich einen Gerät zum analogen Fotovergrößern geschenkt. Es ist früher Abend, die Verkaufaktivitäten werden langsam eingestellt und niemand wollte bisher die 25€ für das Ding bezahlen. Eigentlich weiß ich nicht was ich damit soll. Aber ich lasse mich durch den Moment mitreißen. Interessant wird es vorallem als ich mich mit dem Ding auf der Schulter auf den Weg nach Hause mache. Eine Frau spricht mich an, ich könne ihre altes Fotoentwicklungsboxen haben wenn ich sie abholen komme. Eine andere will mir ihr Fotoentwicklungspapier verkaufen. Später begegne ich noch einem Berufsfotografen der seiner analogen Apparatur nachtrauert.
Nach einem Imbiss und einer kurzen Pause zu Hause drehe ich wie einige andere Amsterdammer noch mal eine Runde. Viele von den Dingen die tagsüber keinen Käufer gefunden haben lassen sich auf großen Haufen finden die für die Müllabfuhr am Straßenrand liegen. Manche Stände werden sogar einfach so wie sind zurück gelassen. Ein paar nützliche Dinge findet man immer.
Und so endet dann dieser Feiertag. Gegen zehn Uhr Abends sind dann auch die meisten Veranstaltungen abgelaufen. 1. Mai ist zwar als Tag der Arbeit bekannt aber kein Feiertag, sondern ein Arbeitstag.
Keine Demos, keine Proteste, keine Randalen.
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