Montag, 22. Juni 2009
Podcastlandschaft

Ich bin Abonnent des wöchentlichen Motorfm-Podcasts seit … ziemlich lange, seit die Nummerierung noch zweistellig waren. Nun die letzten Monate hatte ich keine Zeit oder keinen Bock. Und so habe ich 15 Ausgaben von durchschnittlich 20 Minuten Länge gesammelt die ich noch nicht gehört habe. Warum also nicht die 6,5 Stunden Amsterdam-Berlin dafür nutzen. Irgendwo bei Apeldoorn (1 Reisestunde) beginne ich mit dem Ersten. Folgenummer 152. Als der Zug in Bünden (Nordrhein-Westfalen) hält ist beinah Halbzeit. Der siebente Podcast nähert sich dem Ende. Bei bis zu 30 Bands- und Albenvorstellungen pro Podcast hab ich zu diesem Zeitpunkt also etwa 200 Hörbeispiele gehört. Oft mit den dazu gehörigen Kurzbeschreibungen der Band, ihrer Entstehung und …. ehm …. ihres Musikstils. Ich versuche weiterhin der Musik unvoreingenommen zu begegnen aber mein Gehirn ist aufgeweicht von Floskeln über Gratwanderung zwischen Alternative-Rock und Post-Alternative, über Robotikfunk, Knobelspielnamenspatronen, Antigenre und Antisubgenre und Indietronic. Ich musste Wikipedia zu Rate ziehen: Indietronic ist grundsätzlich als Mischung von Pop, Hip-Hop, Electro und Indie-Rock zu beschreiben, kann dabei Elemente aus Folk, Jazz, Post-Rock und Krautrock aufweisen und neigt meist zu eher sanfter, melancholischer Stimmung

Aha.

Die Umschreibungen überschlagen sich während die Musik meist nur wenig Originelles aufweist. Niemand will sich in eine Schublade stecken lassen und zwängt sich deswegen lieber in einen viel zu kleinen aber dafür selbst gebastelten Setzkasten. Solltest du zum Beispiel Singer-Songwriter sein und keiner will dich dann nehme deine Songs in einer abgelegenen Hütte auf, lege einen Elektrobeat darüber und ziehe nach London um dadurch dein eigenes neues Genre des elektronischen Singer-Songwriter-Brit-Pop mit Anleihen von Folk und Indietronic zu kreieren. (Hah das stelle ich gleich mal unter Copyright) Dazu denke dir ein paar bekannte Einflüsse aus. Sie müssen nicht in der Musik zu hören sein. Hauptsache die Menschen kennen es. Aber müssen die Genrebeschreibungen wirklich so sein? Ich meine die unschuldige Frage “Und was für Musik hörst du so?“ artet dann jedes Mal in unendlichen Ausführungen aus. Denn Rock oder Elektro, das sind ja engstirnige Schubladen.

Egal.

Beim 10. Podcast bricht mein Widerstand und auf einmal finde ich alles toll. Ich kann in fast jedem Lied etwas finden, dass mir gefällt. Mein Kopf dröhnt. Ich will aber noch nicht aufgeben. Der Zug ist irgendwo zwischen Hannover und Wolfsburg. Nach dieser kurzen Phase des Alles-Gut-Findens kommt der Frieden. Die Musik zieht durch mich hindurch wie die Landschaft am Fenster vorbei. Man kann sich nicht jeden Baum oder Busch wahrnehmen. Aber einige besondere Eyecatcher in der Landschaft. Als ich den 13. Podcast fertig hab schalte ich meinen mp3’er aus. Mein Kopf ist eine Wolke aus Musik. Der Zug verlässt gerade Stendal. Das gibt mir noch 40 Minuten bis Berlin um zu schlafen.

This Boy is indietronic (?)

Und hier noch die Liste meiner persönlichen Eyecatcher aus der Podcastlandschaft von 5 Stunden und mehr als 300 Hörbeispielen (soweit diese bei Youtube zu finden waren):

The Do – At Last

Peaches – Talk To Me (I feel cream)

Eels – Beginners Luck (Hombre Lobo)

The XX – Christalised

Beast – Mr. Hurricane

Lissy Trully – Boy Boy

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